01.12.2024
Liebe Geschwister im Glauben, liebe Leserin, lieber Leser,

„Erzähl mir vom Frieden“ – nicht vom Krieg, nicht vom Terror, nicht von Gewalt, sondern: vom Frieden. 

Dem Frieden eine Stimme zu geben, wird in unserem Land immer schwieriger. 
Meldungen von Gewaltausbrüchen dominieren. Wir hören von regelrechten Bandenkriegen in deutschen Großstädten. Wir hören von Gewalt und Totschlag bis in die Familien hinein. 
Wenn wir die politischen Entwicklungen in unserem Land anschauen, dann sieht es mit dem Frieden nicht gut aus. 
Und wenn wir über unser Land hinaus in die Welt blicken, dann könnte ich verzweifeln darüber, was sich Menschen wieder und wieder antun. 
Ich hatte gehofft, dass das Verbrechen eines Krieges im 21. Jahrhundert nicht mehr begangen werden kann. 
Doch das, was daraus als Reaktion und Handlungsperspektive abgeleitet wird, scheint mir auch noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen zu sein. „Aufrüstung“ und „Kriegstüchtigkeit“ werden (wieder) zu Leitbegriffen deutscher Sicherheitspolitik. Was soll daraus werden? 

Die diesjährige Friedensdekade setzt der immer weiter um sich greifenden Kriegsrhetorik eine Aufforderung entgegen: „Erzähl mir vom Frieden“. 

Frieden – ein großes Wort; eine bleibende Sehnsucht. Viele Erfahrungen sind mit diesem Wort verbunden, viele Bilder in unserer Seele. 
Wir erleben Frieden bis in viele Zusammenhänge und bis in Kleinigkeiten hinein – viel Gutes, das uns glücklich macht. 

Dagegen: Auch bei uns ist viel Unfrieden; wir schaffen uns unseren Un-Frieden untereinander selbst, vor allem durch unser Verhalten zueinander. 

Dabei gehört es doch zum Menschsein dazu, auf andere bezogen zu sein, auf andere angewiesen zu sein: als Babys, als Kinder und Heranwachsende, als Erwachsene, als Altgewordene. 
Wir sind nicht nur auf andere angewiesen, wenn wir krank sind oder eine Sache nicht allein zuwege bringen. Wir sind immerzu auf andere angewiesen, z. B. auf Respekt und Ehrlichkeit und Austausch. Das macht uns verwundbar. Ein Wort kann wehtun. Eine Geste kann schmerzen. 

Und deshalb stehen wir jeden Tag vor der Aufgabe und der Herausforderung, miteinander so umzugehen, wie wir es für uns selbst wünschen. Eigentlich ganz einfach – oder? 
Was macht die Sache dann so schwierig? Weshalb ist es mit dem Frieden im Miteinander, auch in einer christlichen Gemeinde, manchmal so kompliziert? Vielleicht, weil Frieden zunächst einmal bei uns selbst einziehen müsste? 

Wenn wir mit uns selbst im Frieden leben, dann wird Friede von uns ausgehen. Das gilt für unseren kleinen persönlichen Lebensbereich bis in die große Weltpolitik hinein. 

Gott bietet uns diesen Frieden an. Gott schenkt uns eine Gemeinschaft, die sich selbst verschenkt. Wer Gottes Frieden in sich hineinlässt, wird Krieg nicht mehr brauchen. 

Das Fest, auf das wir zugeben, wird uns wieder daran erinnern. 
Der Friede dieses Festes – der Weihnachtsfrieden – sollte in unsere Seele hineinfinden dürfen, damit Einsicht und Wahrheit wachsen können. 
Der Weihnachtsfrieden sollte uns verwandeln dürfen – immer weiter hin zu derjenigen bzw. demjenigen, wie Gott uns gemeint hat. 

Die vor uns liegende Adventszeit könnte zu einem Weg werden: hin zu dem, der uns erneuern und verwandeln will; hin zu uns selbst. 
Wenn Sie sich darauf einlassen, dann werden Sie spüren, was sich bei Ihnen verändert. 
Halten Sie immer wieder inne und überprüfen Sie, was Sie tun und was vor Gott richtig ist. Das ist der Adventszeit durchaus angemessen. Ist die Adventszeit doch von ihrem Anliegen her eine Zeit der Besinnung und Vorbereitung. 

Ich blicke jetzt mal auf dieses Fest voraus: In der Weihnachtsgeschichte wird erzählt, dass der himmlische Gesang der Engel zwei Anliegen hat, 1. „Ehre sei Gott in der Höhe“ und 2. „Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens“. 
Das wäre doch etwas, in Gottes Wohlgefallen zu leben. 

Bleiben Sie behütet.